Fremde, staatsvolk, bevölkerung-völkerrechtliche grundbegriffe im wandel durch migration und integration
Citation
Sabuncu, Ertuğrul (2023). Fremde, staatsvolk, bevölkerung-völkerrechtliche grundbegriffe im wandel durch migration und integration. Türk-Alman Üniversitesi, Sosyal Bilimler Enstitüsü, İstanbul.Abstract
Der durch historische Ereignisse wie die Französische Revolution geprägte Staat als
Nation knüpft an eine Homogenität der gesellschaftlich-politischen Einheit. Dieses Volk
als souveränes,,Staatsvolk‘‘ der Eigenen, grenzt sich durch seine Staatsangehörigkeit von
den Fremden (Ausländern) ab, da ihm durch die einfachgesetzlich regulierbare
Zuordnung demokratische Legitimation und politische Teilhaberechte zukommen. Das
Beispiel Deutschlands zeigt, dass Migrationsgesellschaften diesen tradierten Zustand
herausfordern, da aufgrund des hohen Ausländeranteils die Kongruenz zwischen
Regierenden und Regierten nicht gegeben ist. Identitätspostulate, Einbürgerungskriterien
und unterschiedliche Vorstellungen von Integration stellen auch vor Augen der
Abgrenzung zur Assimilation gewisse Erschwernisse für eine Harmonisierung dieser
Diskrepanz zwecks Solidarität und sozialer Akzeptanz dar. Dabei genießen die
inländischen Ausländer mittlerweile größtenteils dieselben Grund- und Menschenrechte
sowie sozialen Rechte wie die Eigenen. Ursächlich dafür sind Faktoren wie die
Internationalisierung der Rechtsordnung, die zunehmende Bedeutung der universellen
Menschenrechte sowie die Europäische Integration. Der zeitgleiche Paradigmenwechsel
im Völkerrecht von der Mediatisierung des Einzelnen hin zu seiner Subjektstellung wird
durch die Idee der Menschenrechte angetrieben und entwickelt zunehmend eine
eigenständige rechtliche Stellung innerstaatlicher Fremder, Staatenloser und Einzelner im
Völkerrecht. Dies wirft demokratie- und verfassungstheoretisch sowie menschenrechtlich
begründete Zweifel am Volksbegriff auf und gibt Anlass zur Rede vom Recht der
Bevölkerungen statt vom Recht der Staatsvölker. Erarbeitet wurde die Untersuchung hauptsächlich durch Literatur zur Allgemeinen Staatslehre, zum Verfassungsrecht und
ihrer Theorie sowie durch teils aktuelle mediale als auch schrifttümliche Beiträge zur
politisch brisanten Integrationsdebatte in Deutschland. Einhergehend damit wird
richtungsweisend auf sämtliche Beschlüsse und Urteile des Bundesverfassungsgerichts,
des Europäischen Gerichtshofs sowie des Europäischen Gerichtshofs für Menschenrechte
Bezug genommen. Zudem beinhaltet die Arbeit eine Vielzahl von Gegenüberstellungen,
um die in der Thematik ausschlaggebenden Kontrastierungen zu unterstreichen.
Angesichts der gesellschaftspolitischen Bedeutung bedient sich die Untersuchung auch
an philosophischen sowie politikwissenschaftlichen Quellen und positioniert sich im
Lichte der literarischen Mindermeinung zwecks verfassungsschützender Grundposition
,,gegen (radikal) rechts‘ The state as a nation, (in)directly shaped by influences such as the French Revolution, is
linked to the homogeneity of a socio-political unit. This people, as a sovereign national
people, distinguishes itself from the foreigners because of its nationality/citizenship since
it has democratic legitimacy and political rights to participate through the simple legally
regulated relation. The example of Germany shows that migration societies are
challenging this traditioned status, since due to the high proportion of foreigners, there is
no congruence between those who reign and those who are reigned. Identity postulates,
naturalization criteria and different concepts of integration make it difficult to harmonize
this discrepancy for the purpose of solidarity, also in view of the distinction from
assimilation. Foreigners now largely enjoy the same fundamental and human rights as
well as social rights as the own natives. This is also due to European integration. The
simultaneous paradigm shift in international law, from the mediatization of the individual
to his position as a subject, is driven by the idea of human rights and is increasingly
developing an independent legal position for domestic aliens/foreigners, stateless persons
and individuals in international law. This raises doubts about the concept of the people
(Volk), that are based on human rights and democratic and constitutional theory and gives
reason to talk henceforth about the rights of the populations instead of the rights of the
(national) peoples of the state. The research was mainly supported by the existing
literature on general theory of state, constitutional law and theory, as well as mediatic
sources and concept comparisons that brought the current political debates and the
concept of integration to the agenda. However, references were made to the decisions of
the German Federal Constitutional Court, the European Court of Justice and the European Court of Human Rights. Considering the socio-political importance of the subject, the
research is making use of the sources of philosophy and political science and is positioned
in the light of the literary minority opinion with the goal of protecting the constitution
against the "(radical) right" movement
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